Chia & Chiaöl – ein Genuss vom Feld bis zum Tropfen
- A Heu
- 2. Okt.
- 4 Min. Lesezeit

Wenn ich an Chia denke, sehe ich zuerst diese winzigen Samen, die in Mexiko und Guatemala schon vor Jahrhunderten geschätzt wurden: klein, kraftvoll und vielseitig. Heute gedeiht Chia auch hierzulande – zum Beispiel auf Höfen wie Hof Klemme im Kalletal – und liefert nicht nur Samen, sondern auch ein Öl, das mit seinem Aroma und seiner Fettsäurezusammensetzung ganz oben mitspielt.
Der Hof Klemme – Tradition trifft Innovation
Der Hofladen Klemme liegt im Kalletal, am nördlichen Rand des Lipper Hügellands in Nordrhein-Westfalen. Der Hof ist etwa 500 Jahre alt und besteht aus sechs Fachwerkhäusern, einem Bruchsteinhaus, Stallgebäuden, der alten Wassermühle und einem alten Backhaus.
Seit 1986 betreiben die Familie Klemme und ihr Team den Hofladen. Das Angebot wächst seitdem beständig: von Eintöpfen, Hausmacherwurst, Brot aus dem Lehmofen über selbst eingelegtes Gemüse bis zu Marmeladen, Sirup & Likören. Alles wird selbst hergestellt, nach alten Rezepten, ohne Zusatzstoffe und ohne Geschmacksverstärker.
Die Landwirtschaft auf dem Hof ist seit 2022 ökologisch. Unter den Ackerfrüchten sind neben klassischen Getreidesorten und Hülsenfrüchten auch Blaumohn und Chia. So ist Chia nicht nur ein exotisches Produkt, sondern Teil der regionalen, nachhaltigen Vielfalt bei Hof Klemme. Das schafft Nähe, Transparenz und eine starke Verbindung zwischen Pflanze, Land und Kost.
Anbau von Chia – was hier klappt & was herausfordert
Chia wächst gern in warmem Klima, mit guter Sonneneinstrahlung und relativ langen, frostfreien Perioden. In Herkunftsgebieten wie Mittelamerika sind diese Bedingungen gegeben; in Deutschland ist das anders – aber auch nicht unüberwindbar.
Seit Chia auch hier kultiviert wird, erlebt man: Samenerträge sind schwankend, stark abhängig von Sorte, Standort, Witterung und Bewirtschaftung. In Versuchen in Süddeutschland hat man Erträge zwischen etwa 600 und 1.200 kg pro Hektar erzielt, manchmal mehr, manchmal weniger je nach Bedingungen und Sorte. Im Vergleich: In traditionellen Anbaugebieten unter tropischen oder subtropischen Bedingungen liegen Ernten oft bei 1.000-1.500 kg/ha oder mehr. (Manche berichten in Lateinamerika sogar von über 2.000 kg/ha, wenn alles ideal verläuft.)
Zu den Hürden zählen:
Frostschäden am Anfang oder Ende der Saison
Niedrige Temperaturen, die das Wachstum verlangsamen
Licht- und Taglängenverhältnisse, die das Ausbilden und Reifen der Samen beeinflussen
Feuchtigkeit und Wetterlage zur Reifezeit – zu viel Regen kann Schimmel fördern oder Samen ausfällen, zu trocken reduziert die Füllung
Familie Klemme setzt Chia als Teil seiner Ackerfrüchte ein. Das heißt: die Herausforderungen werden hier hautnah erlebt – von der Sortenwahl bis zur Ernte. Die Nähe zum Verbraucher und regionale Verarbeitung helfen, Wertschöpfungsketten kürzer zu halten, und erlauben experimentelles Anbauen mit Feedback über Geschmack und Qualität.

Chiaöl – der Star des Artikels
Jetzt kommt der Teil, der mein Herz höher schlagen lässt: das Öl aus Chia. Warum wird Chiaöl so geschätzt, was macht es besonders, wie wird es verwendet?
Fettsäurezusammensetzung
Chiaöl besteht zu einem großen Teil aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Den höchsten Anteil trägt die Alpha-Linolensäure (ALA) bei – eine pflanzliche Omega-3-Fettsäure, die wichtig ist, weil unser Körper sie nicht selbst produzieren kann. Typische Werte für ALA im Chiaöl liegen bei etwa 50-65 % der Fettsäuren.
Daneben enthält Chiaöl Linolsäure (Omega-6), Ölsäure (einfach ungesättigt), sowie kleinere Anteile gesättigter Fettsäuren wie Palmitinsäure und Stearinsäure. Insgesamt sind gesättigte Fettsäuren meist zwischen 8-10 %, einfach ungesättigte zwischen etwa 2-7 %, und mehrfach ungesättigte zu 78-90 % enthalten.
Was heißt das in der Praxis?
Wenn Du Chiaöl verwendest, bekommst Du die volle Ladung Omega-3 auf pflanzlicher Basis.
Wer weniger Fisch isst oder eine rein pflanzliche Ernährung bevorzugt, findet hier eine wertvolle Alternative. Dabei bitte auch immer an Algen als weitere Quelle vor allem für EPA und DHA denken.
Wegen des hohen Anteils mehrfach ungesättigter Fettsäuren ist Chiaöl empfindlich gegen Hitze, Licht und Sauerstoff. Für die Gesundheit und den Geschmack ist es sinnvoll, das Öl möglichst kaltgepresst zu gewinnen und kühl und dunkel zu lagern.
Verwendungsmöglichkeiten
Das Öl ist wunderbar vielseitig:
In kalten Zubereitungen: Dressings, Dips, über Gemüse, in Smoothies oder einfach über fertige Speisen geträufelt.
Nicht unbedingt zum Braten oder Frittieren, da Hitze die empfindlichen Fettsäuren schädigt und gefährliche Oxidationsprodukte entstehen können.
In Hautpflege: durch die antiseptischen und pflegenden Eigenschaften der Fettsäuren passt Chiaöl auch für Masken, Körper- oder Gesichtsöle.
Auch aromatisch kann Chiaöl mit seinem mild-nussigen Geschmack überzeugen und als Besonderheit in der Küche verwendet werden (z. B. in speziellen Brotrezepten, Brotaufstrichen oder auch als Feinschliff).

Warum der Hof Klemme & regionales Chiaöl eine gute Idee sind
Der Hof Klemme bietet durch seine regionale Lage, die ökologische Landwirtschaft und die Vielfalt im Anbausystem die Möglichkeit, aus dem herrlichen Chia hochwertiges Chiaöl herzustellen, das frisch, transparent und nachhaltig ist. Wenn das Öl aus regionalen Saaten gepresst wird, verringern sich Transportdistanzen, die lokale Landwirtschaft bleibt Teil der Wertschöpfungskette und die hohe Qualität erhalten.
Außerdem ist der Hof Klemme aktiver Teil der Forschung: verschiedene Sorten (vor allem bei einem weiteren Produkt, dem Mohn) werden getestet, Erfahrungen in Ernte, Aufbereitung und Lagerung werden gesammelt, um möglichst viel Nutzen aus der Pflanze und Fläche herauszuholen. Für Dich heißt das alles am Ende: viel Aroma, hohe Qualität und oftmals auch eine bessere Umweltbilanz.
Fazit
Chiaöl ist kein Trendprodukt aus dem Labor, sondern ein seit Jahrhunderten bewährtes Pflanzenöl, das besonders mit seinem hohen Omega-3-Gehalt punktet. Wer regionale und handwerklich erzeugte Produkte möchte, findet bei im Hofladen Klemme eine spannende Kombination aus Qualität, Tradition und Innovation. Wer Chia selbst anbaut, muss Geduld, gute Sorten und Wetterglück mitbringen – aber das ganze Potenzial ist da.

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